Tierschutz in Spanien

Eine Zuflucht für die vergessenen und unerwünschten Hunde Andalusiens.

Aufbruch ins Ungewisse

Der Flieger nach Málaga ist bis zum letzten Platz belegt mit Urlaubern, die sich auf schöne und erholsame Ferien freuen. Ich sitze zugegebenermassen eher etwas nervös eingequetscht in meiner Reihe und denke darüber nach, was mich die nächsten Tage erwartet. Mein Ziel ist kein Hotel am Strand mit Pool und Rundum-Sorglos-Service…

Schon seit mittlerweile mehr als 12 Jahren engagiere ich mich im Tierschutz, durch meine Arbeit für die Zeitschrift eines Tierschutzvereins habe ich schon viele Horrorgeschichten aus Spanien gehört und gelesen. Doch wir alle wissen, etwas lesen oder hören ist nicht dasselbe wie es selbst zu erleben.

So habe ich die Anfrage, ob ich San Anton besuchen und darüber berichten möchte mit gemischten Gefühlen aufgenommen – einerseits Neugier und Freude, andererseits aber auch etwas Angst vor dem was ich dort zu sehen bekomme.

Von Saskia, der Tierheimleiterin hatte ich im Vorfeld genaue Anweisungen erhalten wo ich ihren Mitarbeiter am Flughafen treffen sollte, doch als ich an der verabredeten Stelle ankomme, wartet leider niemand auf mich. Naja, wir kennen alle die Vorurteile über das südländische Zeitverständnis… Nach 30 Minuten beginne ich mir dann doch leicht Sorgen zu machen und fange an herumzutelefonieren – es dauert jedoch noch eine weitere halbe Stunde bis ich Bescheid bekomme, dass der Fahrer im Verkehr aufgehalten worden ist und nun kurz vorm Flughafen sei.

Kurz darauf trifft Francisco ein, die Begrüssung fällt aufgrund der Sprachbarriere eher einsilbig aus, denn er spricht kein Englisch und meine paar Spanischvokabeln reichen gerade so für: «Hallo, wie geht’s Dir?» Dementsprechend ruhig verläuft auch die zweistündige Fahrt nach San Anton. Dies hat allerdings den Vorteil, dass ich die traumhafte Landschaft Andalusiens in vollen Zügen geniessen kann.

Ankunft in der Station

Meinen ersten Blick auf San Anton erhasche ich beim Abbiegen von der Hauptstrasse auf den staubigen Feldweg, der zur Station führt und bereits da begrüsst uns lautes Hundegebell. Als wir durchs Haupttor kommen
fällt mein Blick als erstes auf einen verängstigten Galgo, der vorm Gebäude angebunden ist. Wie ich später erfahre, ist er gerade erst von einem Jäger abgegeben worden und wartet darauf, dass Saskia ihn zum besseren Einschätzen seines Charakters auf einen kurzen Spaziergang mitnimmt, bevor er in einen der Zwinger kommt.

Der Weg ins Büro der Station stellt für mich – voll bepackt mit Hand- und Kameratasche – schon die erste Herausforderung dar, denn man muss durch mindestens einen oder auch mehrere Ausläufe, deren Türen recht schmal sind und die von neugierigen Fellnasen bewacht und gestürmt werden, sobald sie geöffnet werden. Nach einer kurzen Begrüssung führt Saskia mich kurz in der Station herum und erklärt mir den täglichen Ablauf.
Die Station ist in einem schmalen, niedrigen und langgezogenen Haus untergebracht – im Inneren hat es mehr die Anmutung eines Stalls. Links und rechts sind kleine gemauerte Boxen, die alle jeweils Zugang zu einem eigenen Aussenzwinger haben, Futter und Wasser stehen den Hunden dort jederzeit zur Verfügung. Im vorderen Bereich des Hauses sind die Neuankömmlinge untergebracht, sie müssen erst untersucht werden, bevor sie auf die hinteren Gruppen aufgeteilt und für die Vermittlung vorbereitet werden. Ringsum die Station verläuft ein hoher Zaun, der einerseits eingeteilt in mehrere Freiläufe den Hunden Platz bietet sich mindestens einmal am Tag auszutoben, zu rennen und zu spielen. Andererseits verhindert er, dass die Hunde – vor allem die Welpen – von Dieben gestohlen werden können.
Mehrere Mastiffs und ein Schäferhund, sowie diverse Überwachungskameras tun in der Nacht ihr Übriges für die Sicherheit, denn die Station wird in der Nacht nur von den Hunden und ein paar Katzen bewohnt.

Auf der abendlichen Medikamentenrunde lernte ich einzelne Bewohner des Tierheimes schon näher kennen, darunter auch Roxanna, die mir auf meinem Rückflug in der Kabine Gesellschaft leisten wird. Eine zuckersüsse
Mischlingshündin, die mein Herz innert Sekunden erobert hat. Saskia musste an diesem Abend zusätzlich in einzelnen Boxen sämtliches Futter wegnehmen, da am nächsten Tag Kastrationen anstehen. Für diese kommt ihr Tierarzt jedes Mal aus seiner rund 40 km entfernten Klinik zu ihr in die Station.

Herausforderung Tierheim

Da das Tierheim ein staatliches Heim ist mega pizza , sind Saskia und ihre Mitarbeiter für alle Streuner in einem Umkreis von 70 km verantwortlich. Dies bedeutet auch 24 Stunden Bereitschaftsdienst, 7 Tage die Woche, wenn ein Hund gefunden wird, muss sofort ein Mitarbeiter los und diesen einfangen. In anderen staatlichen Einrichtungen heisst es dann für die Hunde 10 Tage warten, ob ihr Besitzer sie abholt oder Tierschützer sie in ein besseres Leben freikaufen. Geschieht keines von beiden werden sie getötet. Saskia ist auch immer wieder gezwungen Hunde einzuschläfern, bei einem Durchlauf von über 3’000 Hunden pro Jahr ist dies traurig aber unumgänglich. In unseren Gesprächen erkenne ich, dass sie dies nicht gerne macht und auch mit Anfeindungen deswegen zu kämpfen hat, aber allein aus wirtschaftlichen Gründen hat sie oft keine Wahl – zum Beispiel ist die Gemeinde Villamartin zum Zeitpunkt meines Besuches mehr als ein Jahr mit den Mietzahlungen für die Station im Rückstand, die Miete an den Bauern zahlen muss Saskia aber trotzdem – all das muss sie über Spenden von Privatpersonen oder anderen Organisationen abfangen.

Die andalusische Mentalität

Nach getaner Arbeit lädt mich Saskia zu sich und ihrem Mann zum Abendessen ein, es gibt gute spanische Hausmannskost und es ist unglaublich lecker. Beim Essen kommen wir drei ins Gespräch über ihre Beweggründe nach Spanien zu kommen und wie sie die Andalusier in all den Jahren kennen gelernt hat. So langsam verstehe ich, wieso es in dieser Region so schwierig ist ein Umdenken in Sachen Tierschutz zu bewirken. In Andalusien anders wie in den weltoffeneren Regionen um die Grossstädte herum – Madrid und Barcelona als die bekanntesten – spricht zum Beispiel fast niemand Englisch. Im Fernsehen laufen fast ausschliesslich südamerikanische Telenovelas und Wissen wird noch vom Vater zum Sohn weitergegeben. Wie soll da Fortschritt entstehen, sie sehen und erfahren ja nicht, dass ihre Lebensweise und ihre Art mit Tieren umzugehen falsch ist und in grossen Teilen der Welt als Tierquälerei angesehen werden. Hier lernt der Sohn vom Vater, dass Wasserhunde kupiert werden müssen, damit sich ihre Schwänze nicht in den Fischernetzen verfangen – unser gesunder Menschenverstand schreit «Blödsinn», doch woher sollen sie es besser wissen? So ist zu befürchten, dass die Anstrengungen der Tierschützer vor Ort leider noch viele Jahre auf taube Ohren stossen werden und ein mögliches Umdenken noch ein paar Generationen brauchen wird. So sehr wir es uns auch anders wünschen würden.

Es wird langsam spät und der morgige Tag wird anstrengend, deshalb verabschiedete ich mich und gehe zu Fuss zum Nachbargrundstück, wo sich ein schnuckliges Gästehaus befindet. Dieses wird von zwei süssen Securities bewacht, die natürlich erst einmal jede Chance nutzen, sich Streicheleinheiten abzuholen. Doch danach kann ich endlich todmüde ins Bett fallen und gut bewacht einschlafen.

Kastrationstag

Der nächste Morgen beginnt so wie der vorhergehende Abend geendet hat – mit Hunde streicheln auf der Veranda, bevor es zu Fuss ca. 10 Minuten in die Station geht. Dort heisst es dann auf den Tierarzt warten, der natürlich nicht pünktlich um 10 Uhr da ist. Aber das kenne ich ja nun schon. Saskia wandelt in der Zwischenzeit das Stationsbüro in einen OP um, denn die wenigsten Hunde von San Anton kommen in die Tierklinik, nur komplizierte Behandlungen, die Röntgen- und andere medizinische Geräte voraussetzen, werden dort vorgenommen. Dazu zählen unter anderem innenliegende Hoden bei den Rüden oder auch die Verletzung an der Pfote eines kleinen Pudelmischlings, der sich eine Kralle ausgerissen hat und in der Station nur provisorisch verarztet werden kann.

Dann geht es mit den Kastrationen los, der erste junge Galgo wird in Augenschein genommen und für fit genug befunden. Es folgt die Narkosespritze und langsam aber sicher legt er sich hin und schläft ruhig ein. Immer wieder wird überprüft, dass es ihm gut geht. Als er tief und fest schläft, wird er auf den OP-Tisch gehoben und innert kürzester Zeit hat er es überstanden. Noch während der Narkose erhält er seine Tollwut-Impfung, es wird ihm Blut für den Mittelmeer-Test abgenommen und jeder bekommt eine professionelle Zahnbehandlung. Danach wird der Patient in eine Thermodecke eingehüllt und darf langsam wieder wach werden, während schon der nächste Galgo auf dem OP-Tisch liegt.

An diesem Tag werden zwei Galgos und etwa 8 kleinere Hunde kastriert. Da bleibt nur Zeit für eine kurze Mittagspause in der Station, zu unserem Glück scheint die Sonne und wir können den Tisch ins Freie stellen. Im Inneren das Büros ist es trotz der angenehmen Temperaturen draussen sehr kühl und so können wir uns alle zwischendurch aufwärmen.

Flucht vor der Kälte im Büro

Ich flüchte vor der Kälte im Büro immer wieder zwischendurch in die einzelnen Aussenanlagen und fotografiere wie ein Weltmeister – insgesamt entstehen in den drei Tagen über 900 Bilder. Ich lerne an dem Tag auch Roxanna besser kennen, als ich sie und ihre Welpenkollegen im Auslauf beobachten und fotografiere. Eine Regel lernte ich sehr schnell, setze oder stelle dich ruhig in eine Ecke, warte bis die Hunde das Interesse an Dir verlieren und bewege dich dann so wenig wie möglich – hält man sich nicht daran, kann man ganz schöne Kratzer davontragen, denn gerade die 12-16 Wochen alten Welpen sehnen sich nach Streicheleinheiten und fordern diese vehement und mit vollem Körpereinsatz von jedem ein, der sich bewegt. Sie sind alle aber vor allem unheimlich süss und ich bin froh, dass inzwischen nicht nur Roxanna, sondern auch einige ihrer Spielkameraden bei uns in der Station angekommen sind, wo man besser auf ihre Bedürfnisse eingehen kann und sie innert weniger Wochen ein richtiges Zuhause finden. In San Anton tut man für die Welpen alles was man kann, aber mehr als sie in den Auslauf vorm Büro mit anderen Menschen und Hunden zusammenzubringen und die Kleinen, wenn es die Zeit zulässt, zu streicheln und auf den Arm zu nehmen, ist nicht möglich. Spielstunden und gezielte Trainings wie zum Beispiel Autofahren oder Leinenführigkeit sind einfach nicht realisierbar, dafür bleibt bei der grossen Anzahl an Hunden keine Zeit.

Abgabewellen und ihre Gründe

Saskia berichtet mir, dass die Hunde bei ihr immer schubweise kommen. Im November zu Beginn der Jadgsaison sind es die Hunde. die nach Meinung der Jäger nichts für die Jagd taugen. Diese Hunde haben oft sehr viel Leid erlebt, denn für einen Spanier ist es eine persönliche Beleidigung, wenn sein Hund nicht so jagt, wie er es von ihm erwartet.

Die Saison endet im Februar und dann rollt die nächste Welle auf San Anton zu, die Hunde, die die Jäger nicht bis zur nächsten Jagdsaison durchfüttern wollen. Auch diese Hunde haben oft sehr viel durchmachen müssen. Die dritte Abgabewelle ist kurz vor den Sommerferien, dann kommen vor allem Familienhunde – hier sind die Spanier nicht anders wie manche Schweizer: Wir wollen in die Ferien, der Hund kann nicht mit, also wird er abgegeben oder ausgesetzt.

Diese Hunde sind nur sehr selten traumatisiert und oft sind es kleinere Hunderassen, die leicht im Ausland zu vermitteln sind.

Im Zuge dieser Unterhaltung erzählt mir Saskia, dass oft die Eltern mit ihren Kindern die Familienhunde abgeben und dass es die Kinder überhaupt nicht zu berühren scheint, wenn sie ihren Hund zurücklassen müssen.

Kein Geschrei, keine Tränen, nur kühle Distanziertheit. Ich bin zugegebenermassen schockiert, ich bin mit Tieren aufgewachsen und nur der Gedanke daran, ich hätte meine erste Katze damals (aus welchem Grund auch immer) wieder hergeben müssen, treibt mir als Erwachsenen noch die Tränen in die Augen. Erneut wird mir klar wie weit der Weg für die spanische Bevölkerung zu einem echten Tierschutzverständnis noch ist. An dem Abend gehe ich recht bedrückt zurück ins Gästehaus – die Informationen und Eindrücke des Tages werden eine Weile brauchen bis sie verarbeitet sind.

Dusche für Hund und Mensch

Am nächsten Tag ist Sonntag und das schöne andalusische Wetter versteckt sich hinter dunklen Regenwolken – mit einem Schlag ist es richtig kalt und der Wind tut sein Übriges.

Die Hunde und wir suchen den ganzen Tag über immer wieder Schutz im Inneren der Station. Nichtsdestotrotz verbringe ich die meiste regenfreie Zeit in den verschiedenen Ausläufen und versuche halbwegs anständige Bilder zubekommen, während immer mindestens zwei Hunde versuchen auf mir herumzuklettern oder die Kameralinse mit Nasenstübern zu verzieren. Heute bin ich vor allem bei den Galgos, diese sind nicht ganz so rüpelig wie die Welpen oder die Rataneros – weniger Kratzer und mehr Kuscheln, Kraulen und Küsschen verteilen.

Zusätzlich werden alle Hunde, die morgen mit mir in die Schweiz fliegen, gewaschen und noch einmal abschliessend untersucht. Darunter sind Fiona, Keiro und die kleine Roxanna, sowie zwei Galgos, die zusätzlich mitdürfen, wenn Saskia die Papiere am Montagmorgen noch zusammenbekommt. Alle fünf sehen herrlich als gebadete Fellknäule aus – das Abduschen und Shampoonieren finden auch alle nicht weiter tragisch, als Saskia und ihr Helfer aber mit dem lauten und unheimlichen Fön auf sie zukommen, versucht es jeder Einzelne mit der Flucht. In dem kleinen Büro haben sie aber keine Chance, schliesslich können sie bei dem kalten Wetter nicht einfach draussen an der Sonne trocknen und ein Erkältung sollen sie sich auf die letzten Meter auch nicht holen.

Auf Grund des Wetters und der Kälte beenden wir den Tag schon am frühen Abend und ich ziehe mich ins warme Gästehaus zurück, wo ich als erstes eine heisse Dusche nehme um mich wieder aufzuwärmen.

Abreise zum Flughafen

Am nächsten Morgen holt mich Francisco samt Gepäck am Gästehaus ab. Es geht ein letztes Mal in die Station, wo wir Fiona, Keiro und Roxanna ins Auto laden – leider hat es mit den Papieren für die beiden Galgos nicht geklappt, die zwei müssen noch dableiben. Doch bereits ein paar Wochen später gibt es einen grossen Transport von über 50 Hunden nach Deutschland, wo sie wahrscheinlich mitgehen können und falls nicht wartet sicher ein Sofa in der Schweiz auf sie.

Wir sind fertig, alles ist eingeladen und die Hunde sind abgesehen von Roxanna ganz entspannt. Doch mit Losfahren ist noch nichts, die Traces-Unterlagen vom Tierarzt fehlen noch – mit einer Viertelstunde Verspätung können wir dann endlich abfahren – zwei Stunden nach Málaga. Doch diesmal ist die Fahrt nicht so still, dafür sorgt Roxanna, die arme Kleine ist völlig verängstigt und jault in vollster Lautstärke. Es ist noch erstaunlich welche Töne aus so einem kleinen Hund rauskommen können. Francisco und mir schmerzen jedenfalls nach kürzester Zeit die Ohren und alles Zureden hilft leider nicht. Sie hat fast die ganzen zwei Stunden durchgehalten und zu unser aller Leid konnte ich unserem Fahrer leider nicht übermitteln, dass er doch kurz anhalten soll und ich Roxanna auf den Schoss nehmen würde. Da habe ich mir echt gewünscht spanisch sprechen zu können. Wir haben es trotz allem zum Flughafen geschafft und dort angekommen, packen wir die Hunde auf einen Wagen und begeben uns zum Einchecken. Die Angestellten sprechen zum Glück Englisch und so ist das Einchecken schnell erledigt. Die Bürokratie liegt allerdings noch nicht hinter uns. Vom Check-In geht es zum Infoschalter des Flughafens, wo ich die Kosten der beiden Boxen begleichen muss – dies muss dann erst bei Swiss gemeldet werden, bevor die drei mitfliegen dürfen. Es dauert gefühlte drei Stunden. Dann geht es endlich mit allen nötigen Formularen zum Sperrgutschalter, wie Fiona und Keiro erstmal aus ihrer Flugbox raus müssen, denn diese muss durchs Röntgengerät. Ich knuddle die beiden noch einmal und versuche ihnen so viel positive Gedanken mit auf den Flug zu geben, wie ich nur kann. Danach werden sie beide noch von Hand abgescannt, dann geht es wieder in die Box und auf dem Laufband Richtung Flugzeug. Roxanna bleibt bei mir als ich mich von Francisco verabschiede und meinen Weg zum Gate suche, jetzt ist sie plötzlich ganz ruhig und schaut sich fröhlich um. Unterwegs hole ich noch eine Flasche Evian und träufle ihr am Gate noch ein paar Tropfen ein, bevor es in den Flieger geht.

Flughunde mal anders

Beim Betreten des Fliegers schnappe ich mir als erstes den Chef de Cabin und bettle solang bis er mir verspricht, dass er nachfragt, ob Fiona und Keiro auch wirklich mit an Bord sind. Roxanna’s Transportbox ist zwar flexibel, aber bereits beim Einladen hatte ich meine Zweifel, ob die unter einen Flugzeugsitz passt. Ich sollte recht behalten, sie passte mit ihrer Box zwar längs in den Fussraum meiner Sitzreihe, aber unter den Sitz? Dafür fehlten locker zwei bis drei Zentimeter. Also falte ich mich so ein, dass wir möglichst wenig Platz benötigten – ein Bein zwischen dem Sitz meines Vordermannes und der Box einklemmt, der zweite Fuss neben der Box. Zum Glück bleibt der Platz neben mir frei, sodass wir wirklich niemanden stören. Das kleine Hundemädchen verhält sich wirklich vorbildlich, sodass kaum ein Passagier mitbekommt, dass sie da ist.

Nur habe ich noch immer keinen Bescheid vom Chef de Cabin, ich frage also bei einem anderen Mitglied des Kabinenpersonals nach, die nach gehörigem Druck meinerseits endlich mit der guten Nachricht zurückkommt, dass auch Fiona und Keiro gut untergebracht sind. Doch Ruhe habe ich noch lange nicht, nun kann ich mir von jeder Angestellten anhören, dass ich doch bitte die «Tasche» unter den Sitz schieben soll – ich gebe zu nach dem dritten Mal bin ich dann wirklich leicht genervt und nicht sehr freundlich. Ich rette Roxanna und mich letztendlich mit dem Spruch, dass ich ja nur mich selbst blockiere und ich sie ganz sicher nicht haftbar mache, sollten wir abstürzen und ich wegen der Tasche nicht rechtzeitig rauskommen.

Alle vier gut gelandet

In Zürich angekommen, puzzle ich die Box wieder aus der Reihe hervor, Roxanna hat es super überstanden – ich glaube sie hat sogar die meiste Zeit verschlafen. Schwarzer Hund in schwarzer Box – sehen konnte ich nicht viel… Wir gehen zusammen zur Gepäckausgabe, holen erst meinen Koffer und warten dann darauf, dass auch Fiona und Keiro in ihrer Box zur Ausgabe gebracht werden. Für mich waren es noch einmal gefühlte zwei Stunden, bis sie endlich kommen und es zum Zoll gehen kann, wo ein Tierpflegern der Organisation schon auf uns wartet. Die Zollformalität hier in Zürich sind zum Glück schnell erledigt, sodass die drei Hunde kurz darauf im Auto auf dem letzten Teilstück ihres Weges sind, denn sie werden schon sehnsüchtig in der Station erwartet.

Ich mache mich hingegen zusammen mit meinem Mann, der mich freudestrahlend am Flughafen abholt, auf den Nachhauseweg – glücklich, erschöpft und etwas nachdenklich. Meine beiden Samtpfoten warten schon auf mich und ich bin froh, dass sie, trotzdem sie Tierschutzkatzen sind, nie so schlimme Erfahrungen machen mussten und natürlich streichle ich sie die nächsten Tage ein paarmal mehr als sonst, einfach um sicher zu gehen, dass sie happy sind.

Zukunft schenken

Die Erfahrungen in San Anton möchte ich nicht missen, Saskia’s Arbeit hat mich tief beeindruckt, aber ich möchte keinesfalls mit ihr tauschen – die ständige Wahl wen gibt man in die Vermittlung, wer ist zu krank oder zu traumatisiert und muss eingeschläfert werden. Ich könnte es nicht und würde vermutlich jeden Tag heulend nach Hause gehen. Darum bin ich froh, dass es solche Tierschutz-Kämpfer gibt, die den vergessenen Tieren dieser Welt wieder eine Zukunft schenken.